Durch die Digitalisierung verändert sich die Arbeitswelt, mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften. Das volle Ausmaß dieses unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ bekannten Wandels ist heute noch nicht absehbar, eins ist jedoch sicher: In der beruflichen Bildung müssen junge Menschen darauf und auf Berufe vorbereitet werden, die es aktuell noch gar nicht gibt.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat sich das Netzwerk „Lernfabrik Lippe 4.0“ gebildet und soll an den vier Berufskollegs des Kreises Lippe dazu beitragen, dass die digitale Transformation in der beruflichen Bildung gelingt. In den Räumen des Handwerksbildungszentrums in Lemgo werden nun praxisnahe Lernumgebungen geschaffen, um so den Umgang mit intelligenten Maschinen und digital vernetzten und individualisierten Produktionsprozessen an den berufsbildenden Schulen zu vermitteln.
„Mit unseren vier Berufskollegs als die Leistungsträger der beruflichen Bildung gerade im ländlichen Raum wollen wir gemeinsam daran arbeiten, dass junge Menschen in Lippe die Aus- und Weiterbildung bekommen, die sie auch wirklich für die Zukunft brauchen. Deshalb haben wir die Digitalisierung in der beruflichen Bildung als eine Maßnahme im Zukunftskonzept 2025 verankert, die nun erste Früchte trägt“, freut sich Landrat Dr. Axel Lehmann.
Digitalisierung greifbar zu machen, ist für Klaus Jansen, Projektreferent bei der OWL GmbH, auch eines der zentralen Themen der Initiative Digitale Bildung 4.OWL und die Lernfabrik als Netzwerk eines der herausragenden Projekte: „Hier entsteht ein einmaliger Lern- und Multiplikationsort, wo sich Schüler und Lehrende austauschen und Berührungsängste zum Thema abgebaut werden.“ Dr. Eberhard Niggemann, Leiter der Weidmüller Akademie und Vorsitzender des von der Lippe Bildung eG eingerichteten Fachausschusses Digitale Bildung, ergänzt: „Wenn es uns gemeinsam gelingt, den Menschen ein Verständnis dafür zu vermitteln, was Digitalisierung konkret bedeutet und welchen Nutzen wir daraus ziehen können, bin ich mir sicher, dass uns der digitale Wandel gelingen wird.“
Und das ist das gemeinsame Ziel aller Beteiligten: Die vier Berufskollegs werden die im Aufbau befindliche cyber-physikalische Fabrik im HBZ berufsfeldübergreifend gemeinsam mit dem zdi-Zentrum Lippe-MINT der Bildungsgenossenschaft nutzen. Darüber hinaus werden die Berufskollegs, entsprechend ihres Schulprofils, an den einzelnen Standorten fachliche Schwerpunkte vertiefen. Im Rahmen der Digitalen Transformation werden die technische bzw. IT- Infrastruktur und flexible Lehr- und Lernkonzepte ausgebaut, um so optimale Rahmenbedingungen für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zu schaffen. Eingebunden ist das Netzwerk in den Innovation Campus Lemgo, aber auch in regionale Strukturen auf OWL-Ebene. Klaus Kuhlmann, Leiter des Eigenbetriebs Schulen beim Kreis Lippe, sieht in dieser Zusammenarbeit die Stärke des Projekts: „Die Lernfabrik verbindet, wie der gesamte Innovation Campus, die Bereiche Wirtschaft, Bildung und Forschung und schafft so ein außergewöhnliches, interdisziplinäres Netzwerk und Begegnungsräume, wie sie einmalig in Deutschland sind.“
Die Lernfabrik Lippe 4.0 mit einem Investitionsvolumen von rd. 4,7 Mio. Euro wird zu 80 Prozent aus Mitteln der Bund-/Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur““ (GRW) und zu 20 Prozent durch den Eigenbetrieb Schulen als Projektträger finanziert. Die Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit den Berufskollegs und der Lippe Bildung eG bis 2019 umgesetzt. Im Rahmen eines weiteren GRW-Förderantrags plant der EBS gemeinsam mit seinen Berufskollegs bis 2020 weitere Investitionen in Höhe von rd. 6,4 Mio. Euro.